Trauer um Elisabeth Reinagl

Foto: Gnadenkirche
Foto: Gnadenkirche

Am 5. Dezember 2015 ist unsere langjährige Pfarrsekretärin, Presbyterin und Kuratorin Elisabeth Reinagl verstorben.

Wir als Gemeinde verdanken ihr sehr viel. Ebenso meine Familie und ich. Ich erinnere mich an die vielen Stunden im Büro in der Herndlgasse, wo wir miteinander gearbeitet haben und viel miteinander geredet haben. Besonders dankbar denke ich an die Zeit vor bald 17 Jahren, wie sie uns als Familie geholfen hat, in die Gnadenkirche hinein zu wachsen. Das war mehr als nur Zusammenarbeit. Hier ist eine Freundschaft entstanden. Genauso haben es die Pfarrer und Vikare vor mir erlebt.

Kurz vor Weihnachten haben wir in der Pfarrkanzlei eine Weihnachtskarte bekommen. Ein ehemals obdachloser Mann hat uns ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Ich hätte ihr diese Karte noch so gerne gezeigt. Denn sie ist der Grund, warum dieser Mann die Gnadenkirche in so guter Erinnerung hat. Immer wieder, wenn er oder auch andere jemanden gebraucht hat, der ihm zuhört, hat er in der Herndlgasse geläutet, und Frau Reinagl hat sich Zeit für ihn genommen. Einmal hat einer dieser obdachlosen Männer zu Frau Reinagl gesagt: „Wissen’s wir kommen so gern zu Ihnen, weil Sie sagen Sie zu uns.“ Dabei ist es ihm nicht in erster Linie um „Sie“ oder „Du“ gegangen. Sondern er hat damit ausgedrückt: „Bei Ihnen spüre ich: Sie bringen mir Respekt, Würde und Liebe entgegen.“

Das war eine ihrer großen Stärken: Ganz egal ob ein Kind oder ein Erwachsener, ein Mensch mit hoher oder nicht so hoher Bildung. Wer sich mit Frau Reinagl unterhalten hat, der hat ihre ehrliche Freundlichkeit erlebt, den Respekt und die Liebe, die sie einem entgegen gebracht hat.

Es war immer anregend, sich mit ihr zu unterhalten, sei es über Literatur, über Kunst, Politik. Man hat gespürt, hier ist eine Frau mit einem weiten Horizont und einem wachen Geist. 

Noch etwas hat man bei ihr gespürt: Sie war eine Frau, die getragen war von dem Glauben an Jesus Christus. Ich erinnere mich an eine Geburtstagskarte, die sie mir einmal geschrieben hat. Darin hat sie Worte aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes zitiert, wo Paulus schreibt: 

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgend eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“

Dieser Glaube hat sie getragen, besonders auch durch gesundheitliche Bewährungsproben. 

Wenige Wochen vor ihrem Tod hat sie mir von bevorstehenden Untersuchungen erzählt. Ihr war sehr bewusst, dass es ernst um sie steht. Und dann hat sie zu mir gesagt: „Aber ich weiß, ich bin getragen.“ Nicht einmal der Tod kann uns trennen von der Liebe Gottes, denn sie kommt von jemanden, der stärker ist als der Tod. Diesem Herrn hat sie ihr Leben anvertraut, nun ist ihr Leben in ihm geborgen. Er wird sie auferwecken von den Toten.

Unsere besondere Anteilnahme gilt ihrem Mann und ihren drei Söhnen.

Thomas Dopplinger

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